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1. Theil 3 - S. 60

1880 - Stuttgart : Heitz
60 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. eines damaligen Professors in Wittenberg hervor. „Wer kennt nicht",-schreibt er unter anderem, „deine ausgezeichnete Tugend?. Wem sind die herrlichen Eigenschaften deines Gemüths unbekannt? Du maltest einst in Oestreich Trauben auf den Tisch so natürlich, daß in deiner Abwesenheit eine Elster stets hinflog, und wegen der Täuschung erbost mit Schnabel und Klauen das neue Kunstwerk zerhackte. Du hast zu Koburg einen Hirsch gemalt, welchen fremde Hunde, so oft sie ihn sehen, anbellen. Was soll ich erst von jenem wilden Schweine sagen, welches unser großmüthiger Fürst dem Kaiser zum Geschenke machte, und welches du nach deiner Gewohnheit so künstlich gezeichnet hast,' daß ein Jagdhund bei dessen Anblicke wegen der über den ganzen Körper verbreiteten Stachelborsten anfangs mit einem ungeheueren Gebelle tobte, bald aber die Flucht ergriff. Als die Fürsten dich im letzten Sommer nach Niederländ, bloß um mit deiner Geschicklichkeit zu prahlen, gesendet hatten, hast du gleich beim ersten Eintritt in das Gasthaus eine von der Pfanne abgelöschte Kohle ergriffen, und das Bildniß Kaiser Maximilians so natürlich auf die Wand gezeichnet, daß es von allen erkannt und bewundert wurde. Unfern redlichen Fürsten Johannes hast du so vortrefflich gemalt, daß die Einwohner von Lochau beim Eintritt in die Burg, wenn sie durch das Fenster einen Theil des Gemäldes sahen, von Ehrfurcht ergriffen, das Haupt entblößten und die Kniee beugten. Zu Torgau hast du Hasen, Fasanen, Pfaue, Rebhühner, Enten, Wachteln, Krammetsvögel und verschiedenes anderes Flügelwerk der Art aufgehängt, welche einst der Graf Schwarzburg, als er sie sah, hinauszubringen befahl, damit sie nicht übel röchen, und da er sich vom Fürsten ausgelacht sah, trat er sogleich näher, und betheuerte eidlich, es sei wenigstens ein Flügel einer lebendigen Ente gewesen. Wie die alten Maler sich durch eine besondere Freundlichkeit auszeichneten, so bist du sehr höflich, beredt, freigebig, menschenfreundlich und verbindlich." Dies wurde geschrieben, als Lukas 38 Jahre alt war. Er hinterließ einen Sohn, Lukas Erauach den Jüngern, auch einen braven Maler, der aber doch nicht das große Talent seines Vaters besaß. Nur um ein Jahr älter war Albrecht Dürer. Er stammte aus Ungarn her; sein Großvater war da Goldarbeiter gewesen. Dieselbe Kunst trieb auch sein Vater, der sich in Nürnberg niederließ. Albrecht war der älteste Sohn seiner Aeltern, die nach ihm noch 17 Kinder hatten. Er wurde 1471 in Nürnberg geboren

2. Theil 3 - S. 182

1880 - Stuttgart : Heitz
182 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. ein schweres Gewitter zusammen. Ferdinand hatte seinen Jugendfreund, den kräftigen Maximilian von Baiern für sich gewonnen, und die Liga versprach Beistand. Auch der König von Spanien, damals Philipp Iii., schickte Geld, was er doch selbst so nöthig brauchte, und selbst der Kurfürst von Sachsen Johann Georg I., ein höchst schwacher, kleindenkender Mann, trat auf den Rath seines Hofpredigers Hoe von Hoheneck auf des Kaisers Seite, weil es ihn ärgerte, daß die Böhmen einen Reformirten zum Könige gewählt hätten. — Nun setzte sich das ligistische Heer in Bewegung. Zuerst wurden die östreichischen Stände mit Gewalt dem Kaiser unterworfen; dann fiel Maximilian in Böhmen ein, trieb die ständischen Truppen wie eine scheue Heerde vor sich her und rückte immer näher auf Prag los. Wäre nur Friedrich der Mann danach gewesen, so hätte er wohl sich gegen den Kaiser und Maximilian halten können. Die Huffiten hatten sich ja so lange gegen Sigismund so glücklich gewehrt. Aber er war ein schwacher, träger und leichtsinniger Mann, gab glänzende Feste, statt sich um die Ausrüstung des Heeres zu bekümmern, und verstand es nicht, die Herzen der Böhmen mit Liebe und Vertrauen zu sich zu erfüllen, und so war er schon halb geschlagen, ehe noch die Feinde anrückten. Nicht weit von Prag liegt eine sanfte Anhöhe, die der weiße Berg genannt wird. Da stellten sich die Böhmen aus und wurden rasch von dem ungeduldigen Maximilian angegriffen. Nach einer Stunde blutiger Arbeit war die Schlacht entschieden. Vier- bis fünftaufend Böhmen lagen auf dem Schlachtfelde todt oder ver- . mundet, an 1000 waren im Flusse ertrunken, und die Geretteten stürzten in wilder Flucht auf die Thore von Prag zu, 8. November 1620. Friedrich hatte gerade bei der Tafel gesessen, als die Schlacht anfing. Da das Schießen immer heftiger wurde, zeigte er sich zu Pferde und ritt auf den Wall, von wo er aber schon mit Schrecken die verwirrte Flucht der ©einigen wahrnahm. Die Prager baten ihn flehentlich, sie doch jetzt nicht zu verlassen; sie hätten noch Leute genug, die Stadt zu vertheidigen. Aber der-schwache König hatte dafür keine Ohren. Wie betäubt setzte er sich am andern Morgen mit Frau und Kindern in den Wagen, nahm den Grafen Thuru mit und fuhr nach Breslau. „Ich weiß nun, wer ich bin," sagte er, als er in den Wagen steigen wollte. „Es giebt Tugenden, welche wir nur im Unglück lernen können, und nur in Widerwärtigkeiten erfahren wir Fürsten, wer wir sind." Nach der Pfalz blieb Friedrich keine Zuflucht mehr übrig; denn

3. Theil 3 - S. 77

1880 - Stuttgart : Heitz
Calvins Tod. 77 Wie unterschied sich aber die Lehre Luthers von der des Zwingli und des Calvin? Alle drei stimmten darin überein, daß kein menschliches Ansehen in Sachen der Religion, sondern allein die heilige Schrift entscheiden könne. Nur darin wichen sie ab, daß Luther sich an die Worte der Bibel buchstäblich hielt, Zwingli dagegen dieselben nach der Vernunft erklärte. Ferner ließ Luther viele äußere Gebräuche und Verzierungen der Gotteshäuser stehen; Zwingli dagegen schaffte alles Alte ab und duldete in den Kirchen keine Bilder, keine Altäre, kein Musik. Luther setzte fest, daß unter den Geistlichen einige die Vorgesetzten der andern feien, Zwingli verlangte eine völlige Gleichheit unter ihnen. Alle drei erkannten, daß die Obrigkeit in Sachen des Gottesdienstes eine Stimme habe, aber nicht in Gegenständen des Glaubens. Zwingli räumte ihr eine größere Gewalt ein als Luther und Calvin. Die Ansicht Luthers und Zwingli's vom Abendmahle ist schon erwähnt worden. Calvin ging von beiden darin ab, daß er meinte, Wein und Brot wären beim Abendmahle nicht bloße Zeichen des Blutes und Leibes Jesu, sondern die Gläubigen genössen den Leib und das Blut Jesu auf eine geistige Weise wirklich. — Auch hatte er eine eigene Ansicht von der sogenannten Gnadenwahl. „Der Mensch," sagte er, „kann vermöge der Erbsünde durchaus nichts Gutes wollen. Darum kann keiner selig werden als der, welchen Gott durch seine Gnade zu sich zieht. Dies findet aber nur bei einigen Menschen statt. Die guten Menschen sind von Gott zur Seligkeit, die bösen zur Ver-dammniß bestimmt, ohne daß wir wissen, warum er gerade diese oder jene auserwählt habe. Diese Gnade Gottes ist ganz frei und nimmt auf die Handlungen der Menschen gar keine Rücksicht." Die Kirche, welche nun Zwingli und Calvin durch ihre Lehre gründeten, wurde die reformirte genannt und fand vorzüglich in der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland, in einem Theile von Deutschland und auch in Frankreich Eingang, so grausam auch König Franz die Hugenotten, wie man hier die Reformisten nannte, verfolgte. *) *) Ueber den Ursprung des Namens curfiren verschiedene Ansichten. Die ersten Versammlungen der Calvinisten in Frankreich konnten nur des Nachts stattfinden und da dann dem Volksglauben zufolge der Geist des Königs Hugo nächtlich umging, sollen die nächtlichen Genossen nach ihm benannt worden sein. Wahrscheinlicher aber ist der Name auf die schweizerischen Eidgenossen „Eignots" zu beziehen, mit welchen die französischen Calvinisten ursprünglich zusammenhingen.

4. Theil 3 - S. 89

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Viii. Tod der Anna Boleyn alles war vergebens. Heinrich wollte sie los sein, darum mußte er sie schuldig finden, und obgleich ihre erbittertsten Feinde ihre Richter waren, so konnte ihr doch kein Verbrechen bewiesen werden. Einem der Hofleute, die der Freundlichkeit wegen, mit welcher Anna mit ihnen sollte gesprochen haben, auch gefangen gesetzt waren und hingerichtet werden sollten, bot man das Leben an, wenn er die Königin anklagen wollte. „Behüte der Himmel!" rief er aus, „ich halte sie für unschuldig und wollte lieber tausend Leben verlieren, als einen unschuldigen Menschen verleumden." Dennoch sprachen die Richter ihr: „Schuldig" aus. Sie sollte, nach der Entscheidung des Königs, entweder verbrannt oder enthauptet werden. Als man ihr das Urtheil ankündigte, erschrak sie nicht, aber sie hob ihre weißen Hände gen Himmel und rief: „O Vater, der du der Weg, die Wahrheit und das Leben bist, du weißt, daß ich diesen Tod nicht verdient habe." Dann ließ sie dem Könige sagen, sie danke ihm sehr, daß er so eifrig auf ihre Erhebung bedacht sei. Aus einem bloßen Fräulein habe er sie zur Marquisin, dann zur Königin erhoben, und nun, da sie auf der Erde nicht höher steigen könne, sorge er dasür, daß sie eine Heilige im Himmel werde. Dann empfahl sie ihm ihr unmündiges Töchter-chen Elisabeth. Auf dem Blutgerüste betete sie noch mit Inbrunst sür den König und gab ihm das Zeugniß, er sei sonst gegen sie immer ein guter und gnädiger Herr gewesen. Endlich überließ sie sich einer stillen Andacht, legte den Kopf auf den Block und unter den Worten: „Christus befehle ich meinen Geist!" machte ein Hieb ihrem Leben ein Ende. Gleich den Tag nach dieser ungerechten Hinrichtung vollzog der König seine Ehe mit Johanna Seymour und rühmte sich vor dem Parlamente, daß er aus Liebe zu seinem Volke, ungeachtet Meine letzte und einzige Bitte soll sein, daß ich allein die Last der Ungnade Ew. Maj. tragen möge, und daß sie nicht die unschuldigen Seelen derjenigen armen Männer treffe, welche, wie ich erfahre, meinetwegen gleichfalls in enger Gefangenschaft sind. Wenn ich jemals Gnade in ihren Augen gefunden habe, wenn jemals der Name Anna Boleyn Ihren Ohren angenehm geklungen hat, so gewähren Sie mir diese Bitte. Ich will Ew. Maj. nicht weiter beschweren, und mit meinem innigen Gebete Gott bitten, Jhro Maj. in seiner Obhut zu behalten und Sie in allen Ihren Handlungen zu leiten. — Aus meinem traurigen Gefängnisse, den 6. Mai 1536. Ihre gehorsamste und ewig treue Gemahlin Anna Boleyn.

5. Theil 3 - S. 117

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria Stuarts letzte Tage. 117 bei ihrer Hinrichtung zugegen seien, und daß nach ihrem Tode ihr Körper in Frankreich in heiliger Erde solle begraben werden." Sie beschwor Elisabeth um die Bewilligung dieser und einiger anderer kleiner Gefälligkeiten bei ihrer nahen Verwandtschaft, bei der Seele und dem Andenken Heinrichs Viii., ihres gemeinschaftlichen Vorfahren, und bei der königlichen Würde, an welcher sie beide gleichen Antheil hätten. Elisabeth — gab ihr keine Antwort darauf, vielleicht weil ihr der Brief nicht übergeben worden war. Sobald die Verurtheiluug der Königin von Schottland bekannt wurde, machten auswärtige Monarchen der Elisabeth die dringendsten Vorstellungen. Namentlich verwandten sich der König von Frankreich, Heinrich Iii., und Maria's Sohn, Jakob Vi. von Schottland, für Maria. Gewiß machten diese Verwendungen zweier Könige, die Elisabeth zu schonen hatte, auf dieselbe Eindruck. Aber auch die Erinnerung an ihre durch das Henkersbeil ihr entrissene Mutter mußte sie zur Milde und zur Vermeidung des Aenßersten stimmen. Auf der andern Seite fah sie, so lange ihre Feindin lebte, kein Ende ihrer Sorgen und ihrer Gefahr, und die neue Verschwörung der Katholiken gegen ihr Leben, welcher der französische Gesandte nicht fremd gewesen zu sein scheint, erhielt sie in beständiger Aufregung. Dazu kam, daß das Volk und das Parlament sich für die Hinrichtung Maria's deutlich ausgesprochen hatten. Wir müssen uns daher ihren Gemüthszustand als sehr peinlich vorstellen, und ihr Benehmen zeigte deutlich, daß sie zu keinem Entschluß kommen konnte. Man sah sie oft allein und nachdenkend, bald schweigend, bald halbverständliche Reden bei sich murmelnd. Endlich ließ sie ihren Seeretair Davison (Devisen) rufen und befahl ihm, einen Befehl zur Hinrichtung der Königin aufzusetzen, um auf den Fall, wenn wieder ein Versuch, Maria zu befreien, gemacht würde, oder fremde Truppen landeten, davon Gebrauch zu machen. Sie unterschrieb ihn und befahl dem Davison, von dem Kanzler das Siegel darunter drücken zu lassen. Am folgenden Tage ließ sie ihm sagen, die Vollziehung noch aufzuschieben, und als Davison ihr meldete, daß das Siegel bereits darunter wäre, schien sie etwas unwillig, ohne aber sich deutlich zu erklären. Der Secretair wußte nicht, wie er das verstehen sollte, und fragte die Mitglieder des geheimen welche von allem menschlichen Trost und Beistand verlassen, sich blos auf Gott allein verläßt." Heinrich von Gnise wurde ein Jahr nach Maria's Tode ermordet.

6. Theil 3 - S. 294

1880 - Stuttgart : Heitz
294 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden. wohner, als sie am Morgen hörten, ihr König sei wieder da! und als er in der Stadt umherritt, jauchzte ihm alles entgegen. Nach dieser Zeit lebte Karl noch vier Jahre und schlug sich auch während dieser Zeit mit seinen Feinden herum, so daß er seit seinem 15. Jahre nicht zur Ruhe gekommen ist. Im Jahre 1718 unternahm er die Belagerung einer kleinen Festung auf der Grenze zwischen Norwegen und Schweden, Friedrichshall. Es war schon Ende Novembers; die Soldaten litten sehr von der Kälte; daher betrieb er die Belagerung mit vielem Eifer und sah täglich der Arbeit in den Laufgräben zu. Am 11. December, es war ein Sonntag, wohnte er noch nach seiner Gewohnheit des Vor- und Nachmittags dem Gottesdienste bei. Am Abend ging er in Begleitung des Ingenieurs Megret und des Adjutanten Signier, beide Franzosen, nach den Laufgräben, stützte sich mit beiden Armen auf die Brustwehr und sah den Arbeiten zu. Die beiden Offiziere, die nicht weit davon standen, wunderten sich endlich, daß der König so lange bleibe, und glaubten schon, er sei eingeschlafen. Endlich gingen sie hin und fanden ihn — todt. Eine Kugel hatte ihn in der rechten Schläfe getroffen und war an der linken Seite des Kopfes -wieder hinaus gedrungen; es ist sehr zweifelhaft, daß diese Kugel aus der Festung gekommen sein konnte. Man hat behauptet, jene beiden Franzosen hätten ihn ermordet, und es ist wahr, daß Siquier vier Jahre darauf im Wahnsinne sich den Mörder des Königs nannte. Aber man glaubt ja doch sonst den Aussagen eines Wahnsinnigen nicht und der Verdacht ist keineswegs erwiesen. Daß seine Soldaten ihn aufrichtig betrauerten und mit zahllosen Thränen ihn zu Grabe trugen, braucht nicht erst gesagt zu werden. Seine Unterthanen dagegen gewannen durch seinen Tod; denn bald darauf wurde Friede geschlossen, in welchem freilich die Schweden manche schöne Provinz abtreten mußten. Karl war bei seinem Tode erst 36 Jahre alt. Karl hatte großen Verstand, einen Muth, der an Verwegenheit grenzte, und einen so festen, eisernen Willen, daß .vor ihm alle Hindernisse schwanden. Seine Haupttugenden waren Wohlwollen und Redlichkeit. Aber weil er gegen sich selbst streng war, so ließ er auch in seinen Forderungen an andere nichts nach. Fand er Hindernisse und Schwierigkeiten, so verdoppelten sich nur seine Kräfte. Um ihn zu überwinden, mußte man im Stande sein, seinen Willen zu brechen, beugen ließ er sich nicht. Dieser Eigensinn war sein Unglück. Er hatte ihn schon in seiner Jugend ge-

7. Theil 3 - S. 130

1880 - Stuttgart : Heitz
130 Neue Geschichte. 1. Periode. England. unter ihm muß erwähnt werden, die seine Regierung merkwürdig gemacht hat, der Pulververschwörung (1605). Es hatten nämlich die Katholiken in England große Hoffnungen auf Jacob I., weil er der katholischen Maria Stuart Sohn war, gebaut. Diese Hoffnungen sahen sie aber nachher nicht erfüllt, und sie beschlossen, sich auf eine ausgezeichnete Weise an ihm zu rächen. Damit aber zugleich alle, von welchen die Gesetze gegen die Katholiken ausgegangen waren, vernichtet würden, so sollte das Parlament an dem Tage, an welchem der König es durch eine Rede, wie gewöhnlich, eröffnete, durch Pülver in die Luft gesprengt werden. Dann wollten sie sich der kleinen Tochter des Königs, Elisabeth (nachmals Gemahlin des unglücklichen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrichs V.), bemächtigen und sie zur Königin ausrufen. Gesagt, gethan! Einer der Verschworenen, Pi er cy, miethete ein Haus neben dem Parlamentsgebäude, um durch seinen Keller in den dieses Gebäudes durchzubrechen. Allein dieser Mühe bedurfte es nicht einmal; denn der Keller des Parlamentshauses sollte gerade vermiethet werden und Piercy miethete ihn. Die Verschworenen gingen nun rasch ans Werk. Sechsunddreißig Tonnen Pulver werden hineingebracht und mit Reisern und Büschen wohl bedeckt; Alles ist schon bereitet, die Lunten liegen fertig und der Tag, an dem sich das Parlament versammeln soll, rückt heran. Zehn Tage vorher aber erhielt Monteagle (sprich Montigel), ein Katholik, folgendes Billet von unbekannter Hand: „Mylord, aus Liebe, die ich für einige Ihrer Freunde habe, bin ich für Ihre Erhaltung besorgt. Ich rathe Ihnen also, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, einen Vorwand zu erfinden, um bei diesem Parlamente nicht erscheinen zu dürfen; denn Gott und Menschen haben sich vereinigt, die Bosheit dieser Zeit zu bestrafen. Verachten Sie diese Warnung nicht, sondern gehen Sie auf Ihr Landgut, wo Sie den Ausgang ruhig abwarten können; denn obgleich kein Aufruhr vorhanden zu sein scheint, so sage ich Ihnen doch, daß dieses Parlament einen schrecklichen Streich empfangen und doch nicht sehen wird, von wannen er kommt. Diesen Rath müssen Sie nicht verachten, weil er Ihnen nützen und nicht schaden kann; die Gefahr wird so geschwind sein, als Sie diesen Brief verbrennen." Monteagle erschrak. Er begab sich zum Staatssecretär, und dieser zum Könige, und alle waren der Meinung, daß die letzten Worte auf eine Pulverexplosion deuteten. Sogleich wurde eine Untersuchung der Parlamentshäuser anbefohlen. Graf Suffolk,

8. Theil 3 - S. 204

1880 - Stuttgart : Heitz
204 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. dachte er. Geschwind schickte er einen Gesandten an Gnstav Adolph, und ließ ihn flehentlich bitten, ihm doch eilends zu. Hülfe zu kommen. Gnstav war damals in Brandenburg. Er freute sich heimlich über die Verlegenheit des unklugen Kurfürsten und antwortete ganz kalt: „Es thut mir leid, daß der Kurfürst sich in Noth befindet; aber er ist selbst schuld, und hätte er mir geglaubt, so würde er nicht in der Verlegenheit sein und Magdeburg noch stehen. Jetzt sucht er mich nur, weil ihn die Noth zwingt." — Da der Gesandte fortfuhr zu bitten, so rief er endlich: „Gut! ich verlange, daß mir der Kurfürst Wittenberg einräume, daß er seinen ältesten Sohn als Geisel schicke, daß er meinen Soldaten eine dreimonatliche Löhnung gebe und alle seine schlechten Rathgeber mir ausliefere. Will er das nicht, so mag er sehen, wie er fertig wird." Als Johann Georg dies hörte, rief er ungeduldig: „Mein Gott! nicht nur Wittenberg, sondern ganz Sachsen soll ihm offen stehen; ich will mich und meine ganze Familie ihm zu Geiseln geben. Kehrt geschwind zu ihm zurück und sagt ihm: er solle mit mir gewiß zufrieden sein!" — Gustav war gerührt über die Angst des schwachen Mannes und großmüthig genug, jene Bedingungen, bis auf die eines einmonatlichen Soldes für fein Heer, fallen zu lassen und nichts zu verlangen, als daß die Sachsen zu ihm stoßen und seinen Befehlen gehorchen sollten. Und nun ging er schnell auf Tilly los. In der Ebene nördlich von Leipzig, beim Dorfe Breitenfeld, trafen sie am 7. September 1631 auseinander. Gustav hatte die Sachsen auf den linken Flügel gestellt; gegen sie stürmte Tilly selbst heran, überwältigte sie und trieb sie in die Flucht. Auch der Kurfürst galoppirte fort und machte erst nach mehreren Stunden in Eilenburg Half, um sich durch einen Trunk Bier zu stärken. Aber die Schweden? — Die hielten desto wackerer aus. Siebenmal sprengte Pappenheim mit der Reiterei gegen sie, und siebenmal wurde er zurückgeschlagen. Sie standen wie die Mauern, und endlich brachte der brave General Gustav Horn die Kaiserlichen ganz in Verwirrung. Zum ersten Male wurde hier Tilly geschlagen, und zwar vollkommen. Fast wäre er gefangen genommen oder getödtet worden. Ein Rittmeister in schwedischen Diensten, wegen seiner Gtoße der lange Fritz genannt, wollte ihn lebendig oder todt haben, und griff den alten General wüthend an. Schon hatte dieser drei Schüsse und einen Lanzenstich erhalten; schon schlug der lange Fritz mit einer umgekehrten Pistole auf ihn los, faßte

9. Theil 3 - S. 373

1880 - Stuttgart : Heitz
Russisch-türkische Kriege. 373 Kosacken am Jaik zurück und entwarf den Plan zu einem neuen Aufstande. Er gab sich für Kaiser Peter Iii. aus; die Nachricht von seinem Tode sei falsch, er sei damals entkommen und wolle nun an der Spitze der Kosacken in Rußland vordringen, alles niederwerfen, überall neue Beamte einsetzen und die Krone seinem Sohne Paul übertragen. Die Kosacken glaubten ihm; sie geriethen in Bewegung; sein Anhang mehrte sich von Tage zu Tage. Er bemächtigte sich mehrerer kleinen Festungen, schlug die gegen ihn gesandten Heerhaufen und wurde wirklich von den unwissenden Umwohnern des Flusses Ural für den Kaiser gehalten. Ueberall, wohin die wilden Ausrührer kamen, wurde fürchterlich gehaust, Kasan erstürmt und verbrannt, und eine Menge Menschen niedergehauen oder hingerichtet. Der Aufruhr verbreitete sich immer weiter; 20,000 Mann gehorchten bereits Pugatfchews Befehlen. Endlich, nachdem die Empörung länger als ein Jahr gewährt hatte, gelang es dem Oberst Michelsohn, die Rebellen entscheidend zu schlagen. Mit nur 30 Kosacken floh Pugatschew über die Wolga, irrte in der Steppe umher und wurde von allen Seiten umstellt. Seine Begleiter, die seine Sache verloren sahen, beschlossen, durch seine Auslieferung sich die Verzeihung der Kaiserin zu erwerben. Als er eines Tages, in Nachdenken vertieft, in seinem Zelte saß, drangen sie ein und umringten ihn. „Wir sind dir lange genug gefolgt," sprach einer; „jetzt ist die Reihe an dir, uns zu folgen." Sie banden ihn und führten ihn nach Uralsk. Von hier ließ ihn Suwarow, der herbeigeeilt war, nach Moskau abführen, wo er anderthalb Jahr nach dem Beginn des Aufruhrs (1775) mit mehreren seiner Genossen hingerichtet wurde. Seitdem ist die Herrschaft Katharinas ungestört geblieben, wohl aber mag sie im Besitz und Genuß der größten irdischen Herrlichkeit noch gar manchesmal, von Sorgen und Erinnerungen bewegt, mit wehmüthiger Sehnsucht an die glücklichen Jugeudtage in Stettin zurückgedacht haben. Mit den Türken wurden unter der Regierung Katharina Ii. zwei blutige Kriege geführt, von 1768—74, und von 1787—91. Im ersten Kriege hatte sie die unter dem türkischen Joche seufzenden Griechen durch lockende Versprechungen zur Empörung gegen ihre Zwinger gereizt. Aber so glücklich auch die Russen fast überall gegen die Türken waren, so wenig wurden die Griechen unterstützt und endlich von den Türken ganz in die Enge getrieben. Jetzt metzelten die Türken schonungslos unter den armen Menschen, die

10. Theil 3 - S. 378

1880 - Stuttgart : Heitz
378 Neue Geschichte. 3. Periode. Oestreich. hatte, die sie besaß. Sie hatte das Unglück, ihn schon 1765, nach einer nennnndzwanzigjährigen musterhaften Ehe, zu verlieren, und war so betrübt, daß nur die Aussicht auf eine einstige Wiedervereinigung sie aufzurichten vermochte. Gleich darauf nahm sie ihren ältesten Sohn, Joseph, zum Mitregenten an, behielt sich aber die Oberherrschaft vor und übergab ihm nur einige Zweige der Regierung. Von allen wichtigen Geschäften unterrichtete sie sich selbst und war überhaupt ausnehmend thätig. Bis in ihre letzten Jahre stand sie im Sommer jeden Morgen um 5 Uhr, im Winter um 6 Uhr auf1 und ging, sobald sie ihre Andacht verrichtet hatte, an ihre Geschäfte, welchen sie fast den ganzen Tag widmete. „Wenn," sagte sie in einem ihrer letzten Augenblicke, „während meiner Regierung einige tadelnswerthe Dinge begangen sind, so ist es wider meinen Willen geschehen; ich habe immer das Gute gewollt." Ohne Noth fing sie keinen Krieg an. Zu dem Erbfolgekrieg wurde sie durch die Angriffe ihrer Feinde genöthigt. Der Verlust von Schlesien im Frieden von Breslau schmerzte sie tief, und sie konnte seitdem keinen Schlesier ohne Thränen ansehen. Daher ist ihr sehr zu verzeihen, daß sie sich zu dem siebenjährigen Kriege hinreißen ließ. An der Theilung Polens nahm sie nur mit Widerwillen Theil, weil ihr Sohn Joseph darauf bestand. Als Kaunitz und Joseph in sie drangen, schrieb sie an jenen folgenden Brief: „Als alle meine Länder angefochten wurden, und gar nit mehr wußte, wo ruhig hingehen sollte, steiffete ich mich auf mein gutes Recht und den Beystand Gottes. Aber in dieser Sach, wo nit allein das offenbare Recht himmelschreiend wider Uns, sondern auch alle Billigkeit und die gesunde Vernunft wider Uns ist, mueß bekhennen, daß zeitlebens nit so beängstigt mich befunten, und mich sehen zu lassen schäme. Bedenkh der Fürst, waß wir aller Welt für ein Exempel geben, wenn wir um ein ellendes stuck von Pohlen oder von der Moldau und Walachey unser ehr und reputattion in schanz schlagen. Ich merkh woll, daß ich allein bin und nit mehr en vigueur; darum lasse ich die Sachen, jedoch nit ohne meinen größten Gram, ihren Weg gehen." (Kaunitz, geboren 1711 in Wien, starb 1794.) Sie verstand es, edle Hoheit mit Milde und Gutmüthigkeit zu verbinden. Es war ihr eine Sache des Herzens, frohe und glückliche Menschen um sich zu sehen. Die Abgaben milderte sie so viel als möglich, schaffte die Tortur ab und suchte besonders die Lage des Landmanns zu verbessern. Gegen die Armen war sie überaus mildthätig und wendete jährlich bedeutende
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